Die Servicerealität aktiv positiv gestalten – nutzen Sie das empathische Potenzial der Mitarbeiter und der Organisation!

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Rutsch in die Sommermonate, viel Verständnis, nicht nachlassende Neugierde und spannende Begegnungen mit interessanten Menschen.

Homo empathicus vs. Homo oeconomicus?

„Haben Sie eine Zeitung für mich?“ – „Ja, sicher, darf es die Welt oder die Süddeutsche sein? Moment,  ich bringe Sie Ihnen“ – „Können Sie mir auch einen Salat und einen Wein bringen?“ – „Sehr gerne, ich mache noch die Kontrolle fertig und dann bin ich gleich für Sie da.“

Liebe Leserin, lieber Leser,

Diesen Dialog habe ich letzte Woche live im Zug erlebt. Freundliches Begleitpersonal und der Schaffner, der den Koffer aus dem Zug hebt und danach einem Reisenden mit einem netten Spruch ein Bier hinstellt sind keine Einzelfälle. Wir erinnern uns doch noch daran, wie die (ausschließlich männlichen) Bahnbeamten, wichtig in ihrer Uniform wie Wachpersonal die Fahrkarten knipsten und die Reisenden eher als „Transportgut“ behandelten.

Warum aber reden wir nicht über diesen positiven Wandel im Service der Bahn? Ich bin sicher, wir würden darüber reden, wenn dieser positive Wandel nicht durch den Missmut, den man wegen der ständigen Verspätungen der Bahn verspürt, überlagert würde. Wie wir wissen, sind wir Deutschen eher negativ gepolt. Wo wir keine Servicewüste finden, halten wir das Brennglas solange drauf, bis sie entsteht: Im völlig überfüllten Zug während des Flugverbots, in dem die SchaffnerInnen (mit teilweise bewundernswerter Ruhe) alles taten, um dem Ansturm Herr zu werden, hatten zwei Damen nichts anderes zu tun, als sich darüber zu beschweren, dass unter solchen Bedingungen keine Bedienung am Platz möglich war.

Nun gibt es einen Autor, (Jeremy Rifkin, „Die empathische Zivilisation“), der sagt, dass wir von Natur aus eigentlich ein „homo empathicus“ sind, also Menschen, die andere wertschätzen, die sich in andere hineinversetzen können und die am Leben und den Erfahrungen der anderen teilhaben möchten.“ […] „[D]iese Anteilnahme wirkt auch auf den Akteur zurück und bestärkt ihn in seinem Ich-Gefühl. Die empathische Erweiterung des Selbst ist das soziale Bindemittel, das immer komplexere gesellschaftliche Interaktionen und Infrastrukturen möglich macht. Ohne Empathie wäre gesellschaftliches Leben und die Organisation der Gesellschaft nicht denkbar.“ (ebenda)

Bedeutet dies etwa, dass unser Credo von einem authentischen, guten Service und einem respektvollen Umgang miteinander einen höheren Sinn als „nur“ die Kundenbindung zum Zweck der Umatzsteigerung hat?

Wenn man Rifkins Ansatz für soziale Systeme weiterdenkt bedeutet es vielleicht auch: Unternehmensorganisationen, die Empathie durch ihre Mitarbeiter fördern und leben (sei es gegenüber Kunden, Lieferanten, Partnern und anderen Mitarbeitern) haben mehr Selbstbewusstsein, sind interaktionsfähiger – und damit erfolgreicher.

Dies schließt nach Rifkin allerdings  auch ein, dass wir es schaffen, den Widerspruch zwischen dem Gegentrend nach rücksichtsloser Ausschöpfung der Ressourcen und Ausbeutung von Mitgeschöpfen (Tiere, wie Menschen) zu bewältigen. Ein lesenswertes Buch, um Gedankenanstöße zu erhalten…

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Nachdenken und beim Lernen von positiven Servicebeispielen!

Ihre Helga Schuler

 

Eine Bitte: Schicken Sie uns positve Servicegeschichten – aus Ihrem Unternehmen oder aus Ihrer Erfahrung als Kunde, wir würden diese gerne hier veröffentlichen!

Das positive Servicebeispiel: Die AOK Schleswig-Holstein Sieger des Wettbewerbs „Deutschlands Kundenchampion 2010“

Die AOK Schleswig-Holstein, die Gesundheitskasse, hat eine hervorragende Fanquote, also Kunden, die überdurchschnittlich zufrieden mit den Leistungen und überdurchschnittlich an das Unternehmen gebunden sind. Hinsichtlich der Kundenorientierung der Mitarbeiter erzielt die AOK aus dem Land zwischen den Meeren exzellente Werte im Wettbewerb. Nachfolgend ein Beispiel wie beim Sieger des Wettbewerbs Kundenbeziehungen aktiv gestaltet werden.

 

Aktive Begleitung der Kunden in verschiedenen Lebenssituationen:
Das AOK-Familienprogramm

Werdende Eltern und Eltern kleiner Kinder haben viel zu bedenken und müssen sich auf Veränderungen einstellen. Sobald die AOK von der Schwangerschaft erfährt, beginnt die pro-aktive Betreuung der Familie. Die Mitarbeiter fordern zum kontinuierlichen Dialog auf. Die aktive persönliche Ansprache in den 60 Servicestellen oder die telefonische Kundenbetreuung wird von den Mitgliedern in dieser besonderen Lebenssituation sehr geschätzt.

Im Vordergrund der Beratung stehen nicht nur Fragen nach der sozialen Absicherung und der Zahlung von Mutterschafts- oder Elterngeld. Auch über AOK-Leistungen, wie z.B. die Kosten zur Geburtsvorbereitung, oder den Versicherungsschutz der Mutter wird umfassend informiert. Die Beratung geht nach der Entbindung weiter, z.B. können sich die Eltern über das AOK-Baby-Telefon jederzeit beraten lassen. Weiterhin werden sie durch Mailings, die entsprechend der Lebensphase des Kindes informieren und an die Kindervorsorge-Untersuchungen erinnern, unterstützt. Mehr zum AOK-Familienprogramm auf www.aok.de/sh

 

Infos und Teilnahmebedingungen Kundenchampion 2011:
http://www.Deutschlands-kundenchampions.de

 

Menschliche Kundenbetreuung bevorzugt

Der Einkauf per Internet ist zwar keineswegs anonym, aber trotzdem häufig unpersönlich. Der Kontakt zu einem Verkäufer aus Fleisch und Blut ist nach wie vor wichtig. In einer Studie von Harris Interactive (http://harrisinteractive.com/) kam dies ans Licht.

 

77 Prozent der Gesamtheit der Befragten gaben an, dass sie bei einem Web-Einkauf der letztens sechs Monate gerne Beratung durch einen menschlichen Verkäufer erfahren hätten. Der Untersuchung nach sind die beratungsintensivsten Güter Immobilen: 56 Prozent äußerten den Wunsch bei einer solchen Kaufentscheidung vorherige Betreuung durch einen echten Berater zu erhalten. Auch im Segment der Autos möchten Kunden Fehlkäufe vermeiden, hier sprachen sich 54 Prozent für die Kombination aus Internet und menschlichem Beistand aus. Wie zu erwarten, wünschen sich die Zielgruppen in erster Linie bei Produkten mit hohem Kaufrisiko also Sicherheit und abschlussorientierte Begleitung durch den Anbieter. 82 Prozent der Befragten räumten ein, dass sie in der Vergangenheit eine Kaufentscheidung aufgeschoben oder sich gegen den Erwerb entschieden hätten, weil ihnen die Transaktion nur per Internet zu riskant erschien.

 

Das Web generiert also ganz neue Arten von Costumer Confusion – Verwirrung und Unsicherheit – in der Anbieter den potenziellen Käufer so früh wie möglich abholen sollten. Prashant Nedungadi, Gründer der „human assisted“-Webseite IMshopping, zeigt sich überzeugt von dem Ansatz der menschlichen Direktberatung. Keine noch so fortschrittliche Stufe von Automation könne bislang den zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen. Die Umfrageergebnisse zeigten zweifelsfrei, dass auch eShop- und eMarketplace-Kunden echte Personen als Orientierungshilfe und Kompetenzgeber haben wollten. (02.09.2009 – Ecin)

Das positive Servicebeispiel: Tue Gutes und sorge dafür, dass der Kunde es wertschätzt…

Dies ist die Devise von Swagelok Frankfurt, einer von über 200 Service- und Vertriebspartnern des inhabergeführten Marktführers, der Fluidsystem-Technologien produziert und verkauft.

 

Das vom Anspruch her durch und durch kundenfokussierte Unternehmen, hat die ständige Verbesserung seiner Serviceleistungen als Teil seines Wertekatalogs festgeschrieben (siehe www.swagelok.de). Es gehört zum Geschäftsprinzip, dass Kunden nur die Produkte, keine Beratungs- und Servicekosten bezahlen. Dem Frankfurter Vertriebspartner ist es wichtig, dass der Kunde diese Leistungen, die zu seinem Nutzen ständig verbessert werden, entsprechend wahrnimmt.

 

Deshalb lässt sich das Unternehmen von seinen Kunden die besonderen Services und den Mehrwert, den er dadurch erhält, dokumentieren.

„Wir halten Aktionen und Serviceleistungen schriftlich fest, wir beschreiben die Aktion und bewerten diese dann monetär. Häufig erhalten wir hierfür eine Information des Kunden, was ihm die entsprechende Leistung genutzt hat bzw. was er einsparen konnte. Wenn eine solche Information vom Kunden nicht zur Verfügung gestellt werden kann, nehmen wir vergleichbare Industriewerte aus der eigenen Erfahrung und gleichen diese dann mit dem Kunden ab. Mit seiner Unterschrift bestätigt der Kunde die Mehrwert-Aktion.“ So beschreibt Holger Eickert, Geschäftsführer Swagelok Frankfurt, diese besondere Serviceidee.

 

„Aus dieser Betrachtung leitet sich auch eine wichtige Motivation für die Kunden ab, mit uns und nicht mit einem Wettbewerber ein Geschäft zu vereinbaren. Des Weiteren benötigen viele Entscheidungsträger und Einkäufer für Ihre Vorgesetzten eine „Rechtfertigung“ warum sie wo kaufen. Auch hierfür dient eine konsequente und schriftliche Bestätigung der „Mehrwertleistung“ des Lieferanten.“

 

Beispiele für diese Services und Leistungen:

Lieferzeitverkürzungen / Eillieferungen; technische Beratung mit optimierter Produktauswahl / Kosten senkend / Effizienz steigernd; Optimierung Lagerlogistik; Produktuntersuchungen mit dokumentierter Fehleranalyse; Projektunterstützende Maßnahmen / Ausarbeitungen / Schulungsmaßnahmen; reduzierte Geschäftsvorgänge / optimierte Bestellungen und vieles mehr.

Thinkhelp: Servicegeschichten

Erlebnisse werden in Geschichten erzählt. Wir kennen das von Reklamationen (Als ich neulich in dem Laden war, da hat doch die Verkäuferin…). Aus Geschichten lernen Sie in der Regel mehr als aus den besten Kundenzufriedenheitsbefragungen.

 

Fragen Sie also Ihre Mitarbeiter: Welche positiven Begebenheiten in euren Kundenkontakten könnt ihr erzählen? Wie konntet ihr Kunden helfen, eine Freude bereiten, überraschen? Welche positiven Reaktionen seitens der Kunden gab es?

 

Fordern Sie zum Sammeln dieser Geschichten auf und veröffentlichen Sie diese kontinuierlich! Eine solche Aktion verhindert, dass negative Einzelbeispiele von Kundenreaktionen ständig wieder hochgespült werden.

 

Motivieren Sie ihre Mitarbeiter so für den Spaß an der Interaktion mit dem Kunden und für noch besseren Service. Das Team von TOP-PERFORM wünscht Ihnen viel Erfolg dabei!

 

Bitte schicken Sie auch uns positve Servicegeschichten, wir würden diese gerne hier veröffentlichen!

Die Geschichte zum Schluss: Der Seestern